Musikgeschichte: Von der Anfängen

Musik wird als eine Kunst definiert, Töne in bestimmter Gesetzmäßigkeit mit Bezug auf Melodie, Rhythmus und Harmonie zu einer Gruppe von Klängen und damit zu einem kompositorischen Werk zusammen zu stellen.
Die Zeit des Homo sapiens beginnt vor etwa 300 000 Jahren. und man geht davon aus, dass er von Anfang an die anatomischen Anlagen besaß, singen also Musik machen zu können. Musik ist seit den frühesten Zeiten der Menschheit auch mit Mythos und Religion verbunden. Heilige Stätten, Tempel und später Kirchen waren die wichtigsten Orte, an denen Musik praktiziert wurde. Daneben spielten auch Kriegsgesänge, Liebeslieder oder Gesang bei der Arbeit eine Rolle. Es liegen Zeugnisse musikalischer Darbietungen z. B. auf Vasen oder Tempelsäulen vor, die mehr als 5000 Jahre zurück liegen. Allerdings wurden bei archäologischen Ausgrabungen auch Musikinstrumente entdeckt, die mehr als 30 000 Jahre alt sind. Gefunden wurde ein Flötenfragment im Lonetal im Kreis Heidenheim auf der Schwäbischen Alb. Das Fundstück aus Gänsegeierknochen hat zwei Ansätze von Grifflöchern und eine bearbeitete Oberfläche. In den Höhlen auf der Schwäbischen Alb wurden außerdem einige steinzeitliche Flöten aus Elfenbein gefunden. Experimente mit Nachbauten haben gezeigt, dass es sich tatsächlich um Flöten handelte, mit denen musiziert werden konnte. Sie enthielten 3 bis 5 eingeschrägte Löcher, so dass mehrere Töne erzeugt werden konnten.

Die Priester aller Religionen achteten streng auf die Einhaltung bestimmter Regeln und Riten. Oft waren die Musik-Veranstaltungen auch mit Tanz verbunden. In seinem Werk „Geist und Werden der Musikinstrumente“ beschrieb der Musikethnologe Curt Sachs 1929 Saiteninstrumente, die auf babylonischen Vasen abgebildet waren (4. Jh. v. d. Ztr.), aus denen man die Anwendung von Quinten und Quarten erkennen kann. Es wird davon ausgegangen, dass sich diese Intervalle auf Himmelsbeobachtungen bezogen. Sehr frühe Musikinstrumente stammen auch aus der Kykladenkultur (3.Jh. v. Ztr.). Als Marmorplastiken wurden Harfenspieler, Doppelaulosspieler u.a. dargestellt. Die besondere Art der Harfen mit Vogelschnabelverzierung wurde auch bei minoisch-mykenischen Saiteninstrumenten gefunden; diese Verzierung wird als Erscheinung (Epiphanie) einer imaginär anwesenden Gottheit verstanden.
Das wichtigste Fundstück für die Musikgestaltung in Mykene ist der Sarkophag von Hagia Triada, auf dessen Längsseiten Spieler mit Leier und Doppelaulos im Zusammenhang mit Kulthandlungen dargestellt sind, die einer Göttin dienen.

Ägyptische Instrumente – auch Harfen, die allerdings im Unterschied zu den kykladischen im Stehen gespielt wurden – sind auf vielen Statuen dargestellt, auch als Grabbeigaben kam ihnen eine bedeutende Rolle zu. Es kann als sicher angesehen werden, dass im antiken Ägypten häufig musikalische Darbietungen stattfanden.

Die engen Zusammenhänge zwischen Mythos und Musik im Altertum zeigen sich in den Erzählungen und Geschichten von Apollo und den Musen.

Zeus zeugte mit Mnemosynes (Urgedächtnis) die 9 Musen, die auf Festen durch Lieder beglückten. Dementsprechend ist auch dem Wort Musik zu entnehmen, dass es sich um die Kunst der Musen handelt. Alle stehen in irgendeiner Weise in Verbindung mit der Musik, erst später wurden sie für die Pflege anderer Bereiche in Kunst und Wissenschaft zuständig, und alle unterstanden dem göttlichen „Chorführer“ Apollo. So war die Muse Euterpe für Lyrik und Flötenspiel zuständig, Polyhymnia galt als
Muse des Gesangs; sie führte die Leier mit sich, die der Götterbote Hermes dann zu den Menschen gebracht hatte. Erwähnenswert sind auch die Syrinxspieler auf kykladischen Mamorstatuen; sie zeigen Hirten, die auf Instrumenten aus Schilf, Stein oder Ton spielen; unterschiedliche Tonhöhen wurden bei diesen Blasinstrumenten – z. B. für Hirten – durch das Auffüllen mit Wachs erzielt. Diese Syrinx ist auch bei Homer erwähnt. Der Hirtengott Pan spielte später diese Flöte, nach dem sie auch ihren Namen hat.
Interessant ist auch die Darstellung eines Mannes, der ein Doppelblasinstrument spielt.

Hierbei handelt es sich um die ersten Rohrblattinstrumente wie Oboen oder Klarinetten und nicht um Doppelflöten.
Es gehört zur nicht einwandfrei belegten Geschichte unserer Kultur, dass im 8. Jahrhundert v. d. Ztr. Homer als Sänger durch die Lande im östlichen Mittelmeer-Raum zog und seine Hymnen mit einem Musenanruf „Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes“ einleitete; er ruft die Schutzgöttinnen der Künste an, und sie sind damit die Quelle der Erkenntnis, aber auch die Vermittlerinnen der künstlerischen (musikalischen) Darstellung.
Die antike Welt der Griechen wäre hinsichtlich Musik unvollständig beschrieben, wenn nicht Persönlichkeiten erwähnt werden, die unser Verständnis für die Macht und die Möglichkeiten dieser Kunst entscheidend geprägt hätten:
Orpheus; Platon und Pythagoras.
Im 7. – 6- Jh. v .d. Ztr. präsentierte sich der Orpheus-Mythos als vorherrschend; als Sänger einer sagenhaften Vorzeit ist mit seinem Namen verbunden, dass man der Musik (Gesang, Lyraspiel) bestimmte Zauberkräfte zumaß. Als sein Vater galt Apollo, seine Mutter war die Muse Kalliópe. Der Heldengesang des Orpheus besänftigte wilde Tiere, aber auch die ungebärdige Natur, und selbst das Totenreich konnte er mit seiner Musik rühren und bezwingen, was sonst keiner Macht gelang. Orpheus Gesang wird als Vorläufer der lyrischen Chordichtung angesehen.

Der Philosoph Platon erklärte, dass Musik eine sehr große Wirkung auf den Menschen und damit auf sein soziales Verhalten sowie auf seine gesellschaftspolitische Einstellung ausüben würde. Er warnte vor Missbrauch, weil Musik für die harmonische Ausbildung der Seele und für die Ausbildung von emotionalen Modulationen entscheidend sein könnte.

Die Griechen hatten bereits mehrere Tonleitersysteme (sieben) entwickelt, wobei es schon Ganz- und Halbtonschritte gab. Entsprechend unserer heutigen Unterteilung in Dur und Moll charakterisierten die griechischen Philosophen die Tonarten nach „weich“ und „stählern“, und es wurde abgeraten, der Jugend die „Molltonarten“ vorzuspielen. Auch den unterschiedlichen Rhythmen wurden bestimmte Eigenarten zugeordnet.

Pythagoras war – zumindest in Griechenland – der erste Gelehrte, der versuchte, Musik und Mathematik miteinander zu verbinden. Er erkannte, dass den grundlegenden Intervallen der Musik (Oktave, Quinte, Quarte) einfache Quotienten der Längen einer schwingenden Saite entsprachen (1:2, 2:3; 3:4).

Seine Theorien können als die Musikphilosophie angesehen werden, durch welche die gesamte abendliche Musikgeschichte grundlegend beeinflusst wurde. Seine Intervalldefinitionen wurden bis weit ins Mittelalter bewahrt, bis dann zu Beginn der Neuzeit – besonders auch durch J. Keppler – entscheidende Revisionen vorgenommen wurden.

EMW Koch, Februar 2018